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Interview mit Erna, Besitzerin der Kneipe „Zum Silbersack“

September 5, 2014

Silbersackstrasse, St. Pauli, HH 2003

stoffauge
Bin 02  /Große Freiheit        2:12:09

Bildmaterial

Große Freiheit/Nacht    – festes Bild /0:00:00
Schwenk, Start        –          /52:17
Zoom Start        –          /57:14        
(Schlenker im Zoom)
Susie`s Bar        –             /1.10.15
Schwenk von der Leuchtreklame nach unten

2. Aufnahme    //1:25:24
Schwenk nach oben//1:32:13

Bin 04 /Silbersack, Ton, Caprifischer     3:05:17

15:00    Start Gesang
1:18:06    Refrain: „Bella, bella Marie..“
2:35:00    “                  “              “

Bin 05/ Erna    2:53:00

“Ja, okay, wird alles gefilmt..
Ja, die Kamera läuft jetzt schon..“
„ss, einfach so, meine Frage. St. Pauli früher, St.Pauli heute. Wann waren die besten Zeiten? Wenn man, so aus ihrer Erinnerung oder von ihrer Einschätzung her?“
„Wann die besten Zeiten war`n kann man nie sagen. Jede Zeit hat ihr Gutes und hat ihr weniger Gutes. Und es ist ja so im Leben, dass man die weniger guten Seiten vergisst, oder es verblasst mit der Zeit. Und das letzte was man erlebt hat, bleibt. Bin auch kein Mensch der zurück guckt, ich guck immer nach vorne, nie zurück.“
„Ja, wenn man heute, ich bin so die letzten Tage über die Reeperbahn gegangen ab und zu- und es stehen viele Häuser leer, oder viele Läden, so, wo man eigentlich das Gefühl hatte, die werden wahrscheinlich oder vielleicht bald pleite machen. Und das obwohl eigentlich, so jedes Wochenende tausende von Leuten hier an der Reeperbahn oder auch hier in St.Pauli entlangflanieren. Woran liegt das?“
„Das Geld sitzt nicht mehr so locker. Und heut überlegt sich jeder, ob er Geld ausgibt oder ob er es in der Tasche behält.
Das n`en Unterschied und einige vergraulen auch die Gäste mit ihren Preisen. Wir nehmen für eine Flasche Bier eins-achtzig. Ich glaube, das kann sich jeder heute erlauben.“
„Stimmt
Aber wenn man so , – ich hab auch jahrelang auf St.Pauli gewohnt und ich finde schon das St. Pauli sich verändert hat und ich finde auch, das es verschiedene, sagen wir mal so, Schnittpunkte gibt – für Veränderung.
Und wo würden sie so Schnittpunkte setzen, äh die die Sanierung vom Stadtteil mit der Hafenrandautobahn – und der, den Fischmarkt, der seitdem nur noch ne Kulisse ist im Verhältnis zu früher. Oder die Umstrukturierung im Hafen, dass praktisch irgendwie, da fast überhaupt keine Leute mehr arbeiten, im Gegensatz zu früher?“
„Ja früher ham ja viele, äh Hafenarbeiter sind ja dagewesen. Die hatten Donnerstag`s, hatten die ihren Hafensonntag, dann gab’s Geld und dann war natürlich Hochbetrieb in der Kneipe. Und über den Fischmarkt klagen ja viele. Also hat nich mehr das Flair, was er früher mal hatte.“

Bin 06        4:08:20

……..fühl. Also St. Pauli ist ja so bekannt. St. Pauli ist ja nicht nur in Hamburg bekannt, als ein Stadtteil, sondern, egal wenn man in der Welt irgendwo ist, also so, St. Pauli ist ein Begriff, überall. Und…….das kann nicht nur daher kommen, dass hier ein bisschen, irgendwie, das hier kommerzieller Sex angeboten worden ist. Das muß schon mehr gewesen sein. Was hat das Lebensgefühl eigentlich….ausgemacht?“
„Früher war St.Pauli wie eine Familie, alle hielten zusammen und alle standen füreinander ein. Jeder kannte sich. Wir hatten hier`n Bäcker und ähm Gemüsehändler und n`en Krämer und Milchgeschäft, 2 Friseure, 2 Blumengeschäfte, Grünwarengeschäft. Die haben alle gelebt und ham hier von der Umgebung gelebt, das ist heute ja alles weg. Das ist durch diese großen Konzerne – und die kleinen Menschen können hier halt nicht mehr existieren , die kleinen Ladenbesitzer. Und vieles liegt auch an den Hausbesitzern, dass die die Mieten so unverschämt erhöhen.“

„Eine Frage hätt ich noch. Ein, die Silbersackstrasse ist, oder „Zum Silbersack“ ist ja direkt in der Nähe eigentlich auch zum Hans-Albers-Platz, wo Abends auch die Damen stehen und ihr Geld verdienen. Und…., seit ja, seit einem Jahr ist ja faktisch diese neue Gesetzgebung durch und glauben sie, hat sich da eigentlich was verändert für die Frauen die die in der Prostitution arbeiten seitdem das als normale Dienstleistung gesetzlich anerkannt ist, oder?“
„Also, ich kenn praktisch keine Prostituierten die arbeiten. Ich hab keinen Kontakt damit und ich hab da so auch nichts gehört. Und ich glaube, das wurde früher auch ganz anders behandelt als heute. Da hatten die ihre Häuser, sie hatten zwar ihre Zuhälter, die gib`s ja heute auch wohl noch. Ähm, wo sie waren… kamen auch in Lokale, haben die Gäste angesprochen. Also es war doch alles etwas menschlicher, äh kein reines Geschäft wie das heute ist“
„Kamen früher, in den 50er und 60er Jahren die Frauen nicht auch hier in die Kneipe , mit drin, oder war es wech…….“
„Es waren aber andere, es waren viele, die damals aus der damaligen DDR kamen und die hier erst mal, ähm, irgendwie ne Anstellung oder irgendsowas gesucht haben- und um die Zeit zu überbrücken sind sie praktisch an- an, anschaffen gehen…, anschaffen gegangen. Und, ähm waren auch zweimal die Woche zur Kontrolle, also das was alles……
Und es ist heute ja so, was äh, das beobachte ich auch. Es müssen nicht Prostituierte sein. Es ist ja heute – und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ja auch ganz anders. Die sprechen sich heute an, sind sich einig, wir gehen zu dir oder wir gehen zu mir. Das war früher anders. Früher hat man sich stundenlang gekannt und ähm, oder tagelang – und dann haben die Mädchen dran gedacht Geld zu verdienen. Und hier kamen ja viele Seeleute. Wenn ein Seemann mal kein Geld hatte, dann haben die dem Seemann aus der Patsche geholfen. Ja , es war ganz anders, es war mehr Moral und mehr Menschlichkeit.“
„Ja, am Freitag auch ein paar Interviews gemacht, unter anderem mit der ähh………..“

Bin 07        1:46:19

Bildmaterial

Kerze und Blumenstrauß
2:19     Zoom auf und Schwenk
17:13    (dann Person links im bild)
25:04    /Schnitt, Schwenk andere Richtung, Musikautomat
        Zoom auf Titelleiste
48:12    /Schnitt, Detail, Schlager (evtl. Einzelbild)

Bin 08        1:05:17

Bildmaterial

Musikbox, Detail
Ab 42:20  Detail „Caprifischer“
Bis 1:04:03
(evtl. Standbild)

Bin 09 /Außenaufnahme        19:01

Zum Silbersack, Zoom auf Leuchtreklame

Lieber commodich`
Als aktenschränklerisch