Archive for the ‘St.Pauli-Filmprojekt’ Category

Interview mit Erna, Besitzerin der Kneipe „Zum Silbersack“

September 5, 2014

Silbersackstrasse, St. Pauli, HH 2003

stoffauge
Bin 02  /Große Freiheit        2:12:09

Bildmaterial

Große Freiheit/Nacht    – festes Bild /0:00:00
Schwenk, Start        –          /52:17
Zoom Start        –          /57:14        
(Schlenker im Zoom)
Susie`s Bar        –             /1.10.15
Schwenk von der Leuchtreklame nach unten

2. Aufnahme    //1:25:24
Schwenk nach oben//1:32:13

Bin 04 /Silbersack, Ton, Caprifischer     3:05:17

15:00    Start Gesang
1:18:06    Refrain: „Bella, bella Marie..“
2:35:00    “                  “              “

Bin 05/ Erna    2:53:00

“Ja, okay, wird alles gefilmt..
Ja, die Kamera läuft jetzt schon..“
„ss, einfach so, meine Frage. St. Pauli früher, St.Pauli heute. Wann waren die besten Zeiten? Wenn man, so aus ihrer Erinnerung oder von ihrer Einschätzung her?“
„Wann die besten Zeiten war`n kann man nie sagen. Jede Zeit hat ihr Gutes und hat ihr weniger Gutes. Und es ist ja so im Leben, dass man die weniger guten Seiten vergisst, oder es verblasst mit der Zeit. Und das letzte was man erlebt hat, bleibt. Bin auch kein Mensch der zurück guckt, ich guck immer nach vorne, nie zurück.“
„Ja, wenn man heute, ich bin so die letzten Tage über die Reeperbahn gegangen ab und zu- und es stehen viele Häuser leer, oder viele Läden, so, wo man eigentlich das Gefühl hatte, die werden wahrscheinlich oder vielleicht bald pleite machen. Und das obwohl eigentlich, so jedes Wochenende tausende von Leuten hier an der Reeperbahn oder auch hier in St.Pauli entlangflanieren. Woran liegt das?“
„Das Geld sitzt nicht mehr so locker. Und heut überlegt sich jeder, ob er Geld ausgibt oder ob er es in der Tasche behält.
Das n`en Unterschied und einige vergraulen auch die Gäste mit ihren Preisen. Wir nehmen für eine Flasche Bier eins-achtzig. Ich glaube, das kann sich jeder heute erlauben.“
„Stimmt
Aber wenn man so , – ich hab auch jahrelang auf St.Pauli gewohnt und ich finde schon das St. Pauli sich verändert hat und ich finde auch, das es verschiedene, sagen wir mal so, Schnittpunkte gibt – für Veränderung.
Und wo würden sie so Schnittpunkte setzen, äh die die Sanierung vom Stadtteil mit der Hafenrandautobahn – und der, den Fischmarkt, der seitdem nur noch ne Kulisse ist im Verhältnis zu früher. Oder die Umstrukturierung im Hafen, dass praktisch irgendwie, da fast überhaupt keine Leute mehr arbeiten, im Gegensatz zu früher?“
„Ja früher ham ja viele, äh Hafenarbeiter sind ja dagewesen. Die hatten Donnerstag`s, hatten die ihren Hafensonntag, dann gab’s Geld und dann war natürlich Hochbetrieb in der Kneipe. Und über den Fischmarkt klagen ja viele. Also hat nich mehr das Flair, was er früher mal hatte.“

Bin 06        4:08:20

……..fühl. Also St. Pauli ist ja so bekannt. St. Pauli ist ja nicht nur in Hamburg bekannt, als ein Stadtteil, sondern, egal wenn man in der Welt irgendwo ist, also so, St. Pauli ist ein Begriff, überall. Und…….das kann nicht nur daher kommen, dass hier ein bisschen, irgendwie, das hier kommerzieller Sex angeboten worden ist. Das muß schon mehr gewesen sein. Was hat das Lebensgefühl eigentlich….ausgemacht?“
„Früher war St.Pauli wie eine Familie, alle hielten zusammen und alle standen füreinander ein. Jeder kannte sich. Wir hatten hier`n Bäcker und ähm Gemüsehändler und n`en Krämer und Milchgeschäft, 2 Friseure, 2 Blumengeschäfte, Grünwarengeschäft. Die haben alle gelebt und ham hier von der Umgebung gelebt, das ist heute ja alles weg. Das ist durch diese großen Konzerne – und die kleinen Menschen können hier halt nicht mehr existieren , die kleinen Ladenbesitzer. Und vieles liegt auch an den Hausbesitzern, dass die die Mieten so unverschämt erhöhen.“

„Eine Frage hätt ich noch. Ein, die Silbersackstrasse ist, oder „Zum Silbersack“ ist ja direkt in der Nähe eigentlich auch zum Hans-Albers-Platz, wo Abends auch die Damen stehen und ihr Geld verdienen. Und…., seit ja, seit einem Jahr ist ja faktisch diese neue Gesetzgebung durch und glauben sie, hat sich da eigentlich was verändert für die Frauen die die in der Prostitution arbeiten seitdem das als normale Dienstleistung gesetzlich anerkannt ist, oder?“
„Also, ich kenn praktisch keine Prostituierten die arbeiten. Ich hab keinen Kontakt damit und ich hab da so auch nichts gehört. Und ich glaube, das wurde früher auch ganz anders behandelt als heute. Da hatten die ihre Häuser, sie hatten zwar ihre Zuhälter, die gib`s ja heute auch wohl noch. Ähm, wo sie waren… kamen auch in Lokale, haben die Gäste angesprochen. Also es war doch alles etwas menschlicher, äh kein reines Geschäft wie das heute ist“
„Kamen früher, in den 50er und 60er Jahren die Frauen nicht auch hier in die Kneipe , mit drin, oder war es wech…….“
„Es waren aber andere, es waren viele, die damals aus der damaligen DDR kamen und die hier erst mal, ähm, irgendwie ne Anstellung oder irgendsowas gesucht haben- und um die Zeit zu überbrücken sind sie praktisch an- an, anschaffen gehen…, anschaffen gegangen. Und, ähm waren auch zweimal die Woche zur Kontrolle, also das was alles……
Und es ist heute ja so, was äh, das beobachte ich auch. Es müssen nicht Prostituierte sein. Es ist ja heute – und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ja auch ganz anders. Die sprechen sich heute an, sind sich einig, wir gehen zu dir oder wir gehen zu mir. Das war früher anders. Früher hat man sich stundenlang gekannt und ähm, oder tagelang – und dann haben die Mädchen dran gedacht Geld zu verdienen. Und hier kamen ja viele Seeleute. Wenn ein Seemann mal kein Geld hatte, dann haben die dem Seemann aus der Patsche geholfen. Ja , es war ganz anders, es war mehr Moral und mehr Menschlichkeit.“
„Ja, am Freitag auch ein paar Interviews gemacht, unter anderem mit der ähh………..“

Bin 07        1:46:19

Bildmaterial

Kerze und Blumenstrauß
2:19     Zoom auf und Schwenk
17:13    (dann Person links im bild)
25:04    /Schnitt, Schwenk andere Richtung, Musikautomat
        Zoom auf Titelleiste
48:12    /Schnitt, Detail, Schlager (evtl. Einzelbild)

Bin 08        1:05:17

Bildmaterial

Musikbox, Detail
Ab 42:20  Detail „Caprifischer“
Bis 1:04:03
(evtl. Standbild)

Bin 09 /Außenaufnahme        19:01

Zum Silbersack, Zoom auf Leuchtreklame

Lieber commodich`
Als aktenschränklerisch

Interviews Susies Showbar

September 5, 2014

 Interview mit einer Tänzerin, den Besitzern und dem Portier von Susie`s Showbar
 Große Freiheit, St.Pauli, HH 2003

bondage_spezial
„Okay, wie lange machst du den Job schon? Als  Stripteasetänzerin?
„9 Jahre“
„Immer hier in diesem Laden. Sag mal, wie bist du dazu gekommen?“
Also angefangen bin ich auf so`n kleinen Laden auf der Reeperbahn, da war ich dann 14 Tage und dann bin ich bei Susie`s Showbar gelandet, durch meinen damaligen Ehemann, der hatte hier einen Bekannten und dann h`am wir Susie`s Show Bar mal besucht und dann war es ganz nett und dann bin ich halt hier geblieben.
Ja, ich hab dann 6 Jahre am Stück gearbeitet, habe dann aufgehört, bin in den Einzelhandel gegangen weil ich n`en Tapetenwechsel brauchte und bin dann wiedergekommen und bin dann jetzt zur Aushilfe da… Is schon okay.“  (Lachen)
„Und? Macht der Job Spaß?“
„Ja immer, sehr sogar (lacht), wirklich“
„Wie sieht dein Arbeitsalltag den aus, du bist dann ja hauptsächlich eine Nachtarbeiterin?“
„Ja, ich bin ne absolute Nachtarbeiterin. Wie sieht mein Alltag aus. Ich bin morgens, um fünf, sechs, sieben im Bett, dann schlaf ich bis mittags um zwei, drei, manchmal auch bis vier. Steh auf mach meinen Haushalt und geh dann meistens noch Fitness machen. Ja, und dann ist der Tag auch schon vorbei und dann geht`s schon wieder los zur Arbeit.“ (Lachen)
„Haut das hin, geht das eigentlich so?“
„Wunderbar“
„auch ohne Chemie sozusagen – weil, ich hab das so von anderen Leuten gehört, dass sie ganz schön viel mit Upper`s und Downer`s die Nachtschichten rumkriegen?“
„Nein, also, ich kann mir das gar nicht anders denken das Leben, das ist wunderbar. Ich hab am Tag richtig Zeit für diverse Sachen, auch um meine Familie zu besuchen…, halt, ich kann`s mir anders nicht denken. Ich bin aber auch flexibel. Ich kann auch morgens um acht Uhr aufstehen, wenn ich jetzt sonntags frei habe. Dann ist das kein Problem für mich, dass ich dann früher hoch bin, dann leg ich Mittags noch mal hin und bin Abend wieder auf der arbeit. Ich bin immer fit. Und ich sag mal. Die Lust die kommt ja dann während der arbeit. Das ist dann schon ganz toll.“
(Off-Ton/Chef) – „Vor Gericht kannst du lügen, dass sich die Balken bügen , hier musst du die Wahrheit sagen.“
„Ja, is ja so…. Nein manchmal hat man ja auch wirklich keine Lust mehr…ooooh, jetzt wieder zur Arbeit, und so, …muß das sein… aber die Lust die kommt dann schon während der Arbeit.

Hier ist halt auch so…, von 100 Gästen kenn ich auf Garantie hundert und das Schöne ist halt, wenn die Gäste gerne wiederkommen und dann macht es eben halt auch Spaß. Es ist so wie ne große Familie, mit n`en bischen Sekt und Selters und das ist schon lustig.“ (lacht)
„Und? Hat es sich eigentlich verändert? Wenn du überlegst, als du vor acht Jahren angefangen hast- zu heute?“
„Ja, man ist älter geworden und die Gäste sind auch älter geworden. (lacht) die Lust…..es ist schön, es ist immer noch schön. Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie es früher mal gesessen hat. So geht`s uns allen seit dem Euro. Aber ansonsten, der Spaß ist immer noch der gleiche.

Okay, jetzt können wir mal zum Spiegel darüber gehen“
„Okay, vorher eine frage noch Melanie. Deinen Tanz, choreographierst du ihn, übst du ihn richtig oder lässt du das so…, was dir gerade so einfällt?“
„Du, ich hab Tanzen nie gelernt, ich bin einfach auf der Bühne und laß da meinen Gefühlen freien Lauf. Ich hab natürlich die Musik, die ich mag. Ich tanz nur zur Musik zu der ich auch ein Gefühl entwickeln kann. Und ich hab nicht irgendwas getanzt. Bei mir kommt alles ganz spontan. Also ich hab da auch keinen Choreographen oder Lehrer sitzen, der mir sagt, so, jetzt machst du das und das.“
„Also nicht wie im Dollhouse, sozusagen?“
„Ne, gerade so wie`s mir passt, gerade wie ich lustig bin – so tanz ich auf der Bühne . Könn`wir ja mal später auch mal sehen.“
„Okay, muß ich umziehen mit der Kamera?

„Wenn die anderen Mädchen kommen wird es hier ziemlich voll und ich bin dann lieber gleich – zack, zack umgezogen und ab in die Startlöcher.“
„Wie habt ihr das organisiert, habt ihre verschiedene Schichten oder Sets?
Oder. Oder?“
„Also ne, wir sind, wie sag ich mal: auf der Bühne tanzt jede Frau zwei Lieder. Das heißt ein schnelles Lied, ein langsames Lied. Bei dem schnellen Lied zieht man sich bis zur Unterwäsche aus und bei dem langsamen Lied zieht man dann die Unterwäsche aus. Erotische Darstellung, so gut wie man kann, nä. Ja, und das geht immer der Reihe nach, die Mädchen die treten auf, dann macht der Diskjockey ne Liste und dann geht`s immer der Reihe nach.
Komm ruhig n`en bischen näher.“ (lacht)
„Okay, ich probier mal..“
Und Melanie, würdest du dich als Bühnenkünstlerin oder als Sexarbeiterin bezeichnen?“

„Als Bühnenkünstlerin, wenn du mich so fragst. Ich bin ja in erster Linie Tänzerin, ich mach Spaß auf der Bühne, unterhalte die Gäste damit sie alle gut drauf sind. Das ist meine Arbeit.
Und natürlich trink ich gern mal ein, nä. Das ist doch ganz klar, man kriegt dann auch immer Durst. – Also, ich bin keine Prostituierte in dem sinne. Ich bin halt ne Tänzerin.“
„Klar, das ist schon klar. Würdest du einen klaren Trennungsstrich ziehen oder würdest du sagen, dass die Grenzen fließend sind?“
„Öh, ja….Ich sag schon, ich zieh da schon einen Trennungsstrich. Ja, weil sonst würd ich auf der Straße stehen und das ist nicht mein Ding. Das mach ich nicht. Also wir sind ein Spaßlokal, Tanzen, Unterhaltung. Es ist eigentlich auch immer alles sehr spontan hier, es gibt da keine genauen Regeln, woran man sich halten muß….Man muß seinen Arbeitsplatz respektieren, ganz klar, hier kann nicht jeder machen was er will, das schon, aber wir sind halt eher Tänzerinnen und wir geben Unterhaltung, kabaretttechnisch – wir haben hier ne Badeshow – und die Gäste, wobei – wir machen ja hauptsächlich mit den Gästen, die Gäste können mit auf die Bühne kommen. Und dann hat man halt eben Spaß. Alles lustig. Es sind jetzt keine Sexorgien. Mit Sex hat es nichts zu tun.

Hey, High Susi
…Was willst du jetzt noch wissen?“
„Ja, ich bin gerade am überlegen…..frag mich….ich bin gerade am überlegen……
Sag noch mal wie du, wie du überhaupt dazu gekommen bist, wie du zu dem Job gekommen bist. Du hattest, glaub ich erzählt, du hattest früher in n`er Spielhalle gearbeitet hast.“
„Ja, ich hab in der Spielhalle gearbeitet und wollt halt ein bischen mehr Geld verdienen. Ja, dann hab ich gedacht, ich fand das immer sehr interessant, ich leb ja schon insgesamt auf dem Kiez – 17 Jahre und man hat das ganze rege Treiben immer so mitgekriegt und es hat mich natürlich auch immer gereizt, war interessiert. Und dann bin ich durch n`en Bekannten mal in so n`en Laden angefangen und das war , wie gesagt, eben auf der Reeperbahn. Da war ich dann 14 Tage und dann hab ich diesen Laden hier kennengelernt- und hier, sag ich mal, ist es halt einfach…… Ich bin gerne wieder zurückgekommen, hier ist es einfach schön zu arbeiten, dass ist zwanglos, hier wird nicht so wie in anderen Läden auf der reeperbahn, so nach der Reihenfolge oder so zu den Gästen gegangen. Da ist es ja halt so, animationstechnisch, die Frau die als erstes kommt, die darf als erstes zu dem Gast. Und dann wird versucht was zu trinken zu kriegen., innerhalb von 3 Sekunden.

Ich mein, dass ist irgendwie nicht die feine Art – und halt so ne Rangordnung- und das gib`s hier nicht, wir sind hier alle lustig, wir sind hier wie ne Familie, es ist alles locker gehandhabt und das ist schön- und da macht`s auch spaß zu arbeiten.
Und wie bin ich hergekommen.. Durch n`en Bekannten, nä. Und wie gesagt, bei Susie`s Show Bar bin ich gelandet durch meinen Ehemann damals, der hatte dann einen Bekannten hier und dann bin ich dann hier in dieses Geschäft gekommen.“
„Würdest du sagen, dass Susi inzwischen ne Ausnahme ist auf dem Kiez, oder gibt es noch mehr Läden?“
„Absolut, also wir sind unvergleichbar, sag ich mal, ich würde auch in keinen anderen Laden arbeiten, das könnt ich nicht. Dann gar nicht mehr, dann würd ich putzen gehen oder so. Sieht man mir nicht an, das ich das machen würde, aber das würd ich zur Not auch noch machen. – Hab ich schon mal gemacht – meinem Ehemann zuliebe, damals, hab ich dann mal geputzt. Das hab ich aber nicht lange ausgehalten. (Lachen)
Aber wenn man muß, dann macht man es auch, oder? Tja….
Ich hab noch nie solange vor`m Spiegel gestanden, muß ich dir ehrlich sagen.“ (Lachen)
„sind die Klamotten eigentlich teuer, werden die gestellt, als Requisite oder musst du die selber bezahlen?“
„Wir kaufen unsere Sachen selber, das Teuerste sind allerdings immer die Stiefel oder die Schuhe für die Arbeit. Das ist das teuerste. Also, da hab ich so einen Verschleiß, also ich brauch bestimmt alle 2 Monate ein neues Paar – und ich arbeite nur in stiefeln. Das is…, da fühl ich mich am wohlsten mit. Und diese Klamotten, das z.b. war ganz billig- und dann Susi – sie kann sehr gut nähen. Sie näht auch Sachen für uns . Und das war auch ein langes Kleid, das hat sie uns dann abgeschnitten, umgenäht, dann hat sie noch die Handschuhe dazugemacht, so`n Halsding dafür da. Also Susie näht dann auch schöne Sachen für uns. Ja…und das war ganz billig. Wir kaufen alles selber, sie kauft auch mal was und dann näht sie`s halt für uns, oder wir kaufen es und sie´s dann für uns um. Oder wir kaufen halt vom Kiez irgendetwas, ganz teure Sachen. Macht man auch, denn wenn man was schön findet, dann denkt man, dass bringt mir jetzt Glück und das kauf ich dann jetzt eben. Mmmm, ja

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„Ich bin nicht so wie die, die immer mit Make up und Schminke rumhantieren, das ist nicht mein Fall. So`n bischen die Augen, das reicht mir. Und das brauch ich gar nicht so

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„Das einzige was ich hab, ist meine Friseurin, der bleib ich auch immer treu……. Freunde, etc..“

Bin9

(Chef)“ Die meisten, die den Mund aufmachen…..es ist alles verschlafen worden,…..das die Neuen, die jetzt alles neu gemacht haben, es geschafft haben aus einem charmanten Stadtteil.. (Mikrostörung)
……nicht mehr gerne selber hier bleiben.
Es war früher alles viel charmanter und lustiger. Heute ist kalt, unpersönlich.“
„Zu geschäftsmäßig?“
(Melanie) „zu oberflächlich.“
„Geschäftsmäßig muß ja nicht bedeuten, das etwas unpersönlich ist.“
„Das stimmt“
„Geschäft hängt ja auch mit Persönlichkeit zusammen.
„N´Abend
Ja, Petra, meine Liebe. Wir zwei, wir sind noch richtig persönlich. Guck mal, da ist das ZDF, Schweizer Fernsehen, OHF und BBC, ääh, New York. (Gelächter)
„Das ist schön, wollt immer schon mal in`s Fernsehen.“
„Hallo, n`Abend“
„Wegen der Steuer, ausstellen, ausstellen“ (Gelächter)
„Das ist unser Lieblingsprosecco (Gelächter)
Der wird geliefert“
Sag das nicht, die Steuerfahndung hört zu“
„Ja“
„Dann liegt`s vielleicht daran, dass die Läden einfach zu groß sind. Also so…….“
„Ach, die Zeiten sind vorbei, aber ich glaube nicht, man kann jetzt zwar versuchen lustig zu sein und sein Kommentar abgeben, aber die Zeit hat sich geändert. Wie überall, nicht nur hier, überall. Alles ist schnelllebiger geworden. Das kann man so in wenigen Worten auch gar nicht sagen. Das geschieht, das gehört zum Leben.“

Bin 09 (Rest) (2:10:08)

…..im Dasein, ein Stadtteil sich verändert. Ich bin auch überzeugt, hier wo jeder sagt: Die gute alte Zeit:…. gegenüber der noch älteren Zeit, auch eine große Veränderung stattfand“
„An für sich müsste man doch denken, dass, einerseits hat so ………“

Bin 10 (Melanie/Chef 2:02:10

„so einerseits hat so, n`en totaler Einbruch war die ganze Aids-Geschichte seit den 80er Jahren, wo, zumindestens was die Prostitution betrifft, totale finanzielle Einbussen, sozusagen das zur folge gehabt hat…Ähm eigentlich so, sexuelles Entertainment, müsste eigentlich, boomt ja eigentlich auch, zumindestens was die ganzen Sex-Warenhäuser angeht, die sind ja wirklich vielmehr akzeptiert als früher.“
„Ich vertrete ja auch die Ansicht, dass diese Läden durchaus ihre Existenzberechtigung haben, auch vom kommerziellen her, vom Erfolg her. Aber es haben sich, in den letzten Jahren, obwohl in den letzten 5 Jahren nicht so sehr, aber dinge abgespielt hier auf St. Pauli, wo sich keiner auskannte: Razzien, was diese Straße betraf. Wo man sich hinterher gefragt hatte, warum eigentlich? Das Salambo besteht nicht mehr, beim Salambo gibt es bis heute keine Anklage. Das ist alles sehr merkwürdig. Das hat damit geendet, dass sämtliche Läden sind von Discothekenbetrieben – wobei Discothekenbetriebe generell nichts schlechtes sind. Aber wenn nur mehr der Trend Technodisco und die ganzen Neben- und Begleitumstände – diese Tabletten, diese Giftesser, wie ich immer sage- das gab`s früher hier nicht. Logisch hat der eine oder andere schon mal ne Nase genommen, aber nicht in dieser Masse wie heute. Wenn die Freitag, Samstag kommen, sich die Köpfe voll stopfen, das gab`s also früher nicht. Und das ist halt, ja ich weiß auch nicht. Mit der Discothekenszene kam auch ein bisschen mehr Brutalität hierher. Obwohl früher auch natürlich, aber nicht eh, das war mehr intern. Heute verprügeln sich die Gäste schon gegenseitig- und mit Messern, mit allen. Früher waren das so Auseinandersetzungen intern, aber in dieser form ist das….. Aber is so. Meine Güte, Leben trotzdem. Leben geht weiter!“
„Wat mut dat mut“

Bin 11 (M. Bühne, Spagat) 1:14:04

„Ich bin jetzt kalt – also jetzt bin ich kalt gerade…fehlt ein Stück, aber es geht. Ich mach das, glaub ich, 30x am Abend, manchmal, weil`s Spaß macht“
„Ich hab dir schon mal gesagt im Fernsehen sollst du die Wahrheit sagen“ (Gelächter)
S.“Können wir nicht an die Bar, oder filmst du schon?“
„Ich film. Is aber egal, laß dich nicht stören..“
Chef:“ Bei der Polizei kannst du lügen…“
(Lachen)
M.“ Ich sag immer die Wahrheit, wenn du mir nicht glaubst, frag meinen Anwalt“
Scandal……..
„Kannst du dir auch vorstellen in n`er Peep-Show zu arbeiten?“
„Nein, um Gottes willen….“
Chef“ und ich wird da Stammgast…“
M“ Ich weiß, ich war noch nie in n`er Peep-Show. Aber ich glaub es ist ziemlich eng oder? Ist das nicht so ne Kabine. Ich hab keinen plan ehrlich. Ne, also das wär nix, ich brauch Bewegungsfreiheit. Weil, ich bin so`n Mensch, ich muß mich bewegen können. Also ich brauch…..“

Bin 12 (M.Tanzschritte, Unterkörper u.Beine)

(1:04:11) / 1:00:21 /Ton löschen

Bin 13 M.Bühne (Doggie) 1:03:23

Wann fängt ihr an Melanie?“
Montag bis Donnerstag von 21 bis 5 Uhr Morgens, Freitag, Samstag von 22 bis sechs Uhr morgens. Also die Belegschaft sollte schon immer um viertel vor, Arbeitsbeginn, anfangen . Also hier sein, damit man dann pünktlich zur vollen stunde anfangen kann.“
„aber du bist nicht die ganzen 8 Stunden dabei, am am arbeiten?“
„Natürlich, 8 Stunden, is ne normal geregelte Arbeitszeit. Auch in der nacht, auch als Tänzerin. Ich kann ja nicht einfach nach n`er stunde sagen mm, so ich geh jetzt mal für 3 stunden irgendwie in die Disco oder zum essen. Essen darf ich auch hier.
(Hintergrundgeräusch, milch,bzw.Luftdüse /störend)

Bin 14 (M.Bühne) 1:04:14

„Wieviel Zeit geht dabei eigentlich drauf, also um sich sozusagen beieinander zu halten, um sich fit zu halten?“
2Ja, das ist so, ich hab 6 Monate gar nichts gemacht, bin jetzt gerade wieder in so`n Wellnessclub eingetreten. Pffrr… Ja, man ist da schon so 2-3 stunden da.“
„Jeden Tag?“
„Ja, doch schon, ja
Ja das ist wunderbar, du sparst Wassergeld zu Hause. Man muß ja sehen wo an sparen kann heutzutage. Nein wenn man dann noch Sport macht, braucht man schon 3 Stunden, doch schon, ja. Is klappt nicht jeden tag, weil man muß ja auch mal andere Sachen, hat man auch zu tun. Aber in er Regel schon. So oft wie möglich. Weil es ist ein ganz guter Ausgleich, wenn man dann was getrunken hat, dann in die Sauna, da schwitzt man das wieder aus, dann fühlt man sich natürlich gleich wieder fit.“
„Machst du auch Solarium?“
„Ja, also ich bin solariumsüchtig. Ich geh da schon 2-3x die Woche hin. Dann mal 14 Tage gar nicht, weil ich die zeit einfach nicht hab. Aber in der Regel, doch schon, 2x die Woche.“
„Und passt du auf, wenn man zuviel Solarium macht verhutzelt die Haut………“

Bin 15 (M. Bühne) 57:13

Also ich nehm da nur Feuchtigkeitscreme, für die Augen, für´s Gesicht danach, aber das wars dann auch. Cremes- das ist auch nicht immer das Wahre. Das einzige Produkt was ich gerne benutze ist Baby-Oel, da bleibt die Haut geschmeidig. Was fürs baby gut ist, kann für uns nicht schlecht sein.“
„Das stimmt“ – Und was machst du für Kurse? Oder gar keine Kurse, oder nur mal an die maschinen?“
„Also ich wollte jetzt wieder anfangen. Ich hab jetzt erst mal, weil das sind so ne High-Tech-Geräte da, das laß ich mir am Montag erst mal alles erklären in der Trainer-Stunde- und dann gibt es halt noch Kurse, die ich auch noch wahrnehmen möchte. Aber ich hab, also die letzten Jahre immer nur so Fitness gemacht, was mich nicht wirklich auslastet, weil wenn man Kampfsport gemacht hat, dann dann lacht man über Fitness, über Gerätesport.“
„Tai Bo“
„Ne Tai bo? Nö das war Kung fu was ich gemacht habe. Aber Tai bo ist glaub ich ganz gut ne? Ich habe davon schon viel gehört…..“

Bin 16 (Portier) 4:09:17

„Arbeitest du auch hier im laden, bei Susi? Was ist dein job?“
„Portier“
„Das heißt du bist draußen und sorgst dafür das Gäste reinkommen?“
„Versuchen – ist nicht mehr so einfach heutzutage“
„Womit hat man hauptsächlich zu tun. Mit den Unbilden des Wetters oder manchmal auch mit ähm, wie sagt man, mit unangenehmen Gästen. Leute die nicht reinkommen aber schnacken – was weiß ich.?“
„Das Problem ist hier in der Strasse, wir haben hier fast nur noch Discos hier und kaum noch Kabaretts. Und wenn man ein guter Freier sein will, dann geh ich rüber in`n Privatpuff rein oder irgendwo. Also hier mit den kindern- die ganze Nacht hier mit den kindergarten zu tun hab. Das ist schwer geworden.“
„Das heißt praktisch, die, das Publikum von den ganzen Musikclubs, die kommen hier gar nicht rein?“
„Unheimlich verändert. Flaschenschmeißerei und und und . Das ist auch so ne mode. Rico-Flaschen – und trinken heute alle diese Soft-Dinger.“
Susie.“ Tolle Qualität ,nä?“
Portier: …und man hat dadurch dann nur Probleme.“
Susie: „Find ich hübsch. Besser als die andere Qualität, nä. 120€ und dann hat er gesagt, für mich 70€. Wie find`s das? Sonst geb ich das ner anderen Frau. Aber hübsch nä?, Weiß ich doch, immer schön.“
M “ Voll die Anstrengung, ey“
„Wau“
S “Bei ihren kleinen Busen passt das natürlich“
Portier“ Natürlich passt das..“
S: „Für ihren kleinen Busen ist auch schwer was zu finden. Ja“
M: „Ja das sag ich dir aber“
Portier:“ Ja das ist nich einfach nä..“
M:“ Klein aber mein, nä – und ganz fein. Ich will gar nicht solche Oschie`s haben, da hat man dann Rückenschmerzen.“
Uhhh
(Lachen/Kamera)
Portier:“ Wie so`n kleines Hündchen“
„Mit den weißen stiefeln, sexy“
„Ja, nä, ist hübsch. Okay, ich zieh mal schnell die weißen Stiefel an.“
M: „Is aber schön……”
„Mit dem Preisschild“ (Gelächter)
M: „ Da weißt du gleich wie teuer ich bin“

Bin16 /Fortsetzung

„aber so als Pförtner kriegt man doch auch so bestimmt die Atmosphäre so am besten mit – wie die sich verändert hat, nä?
——-
„wie lange machst du den job schon?“
„Och mit Unterbrechung, so 10 Jahre so, aber man muß sagen, angefangen hab ich 1958 und dann immer mit Unterbrechung, mal so`n Jahr oder ein halbes aufgehört. Dann mal wieder n`en halbes Jahr, n`en Jahr. Und dann immer so- und dann sieht man natürlich wie es sich verändert“
„Wo würdest du sagen waren die………….?“
(unterbricht) Man wird ja auch nicht jünger nä. So und dieses nasskalte geht durch die Knochen, obwohl man sich schon anzieht und macht und tut. Für`n alten Mann ist das mittlerweile draußen schwer geworden.

Bin 17 Portier 39:15

Biste zu jung, dann kriegst du den job auch nicht in Griff, dafür muß man auf zu viele- zu vieles achten. Alle Seiten, gucken, achten, machen, tun, was passiert
„Gabs auch schon mal so richtig kritische Situationen?
„Das machen am besten unsere Frauen hier, wenn hier mal was sein sollte- im Laden sein sollte. Dann können das die Frauen viel besser managen als wenn hier`n Mann reinkommt. Es ist schwer so……… Das können Frauen besser. Viel, viel besser.“

Bin 18 (Portier) 1:36:01

„Wo würdest du sagen wären die, ..so Einschnitte, wo es sich so so verändert hat. Woran könnte man das festmachen?“
(Ton leise)
„Ich bin der Meinung, das ist ne politische Sache mit allen Drum und Dran, liegt am Wirtschaftsordnungsamt und… warum macht man so viele, nur Musikläden noch rein, und und und. Man will im Endeffekt die ganzen Kabaretts und solche Sachen kaputtmachen“
„Die Kabaretts sind das Herz von St. Pauli“
„Was ist denn hier denn noch? Hier ist doch nichts mehr. Wenn man hier abends steht. Abend jetzt um diese Uhrzeit rausgeht. Dann ist es doch ein Trauertanz, wenn man sich die ganzen anderen Städte in Europa mal anguckt, was da los ist, mit Lichtreklamen, und, und, und, und
Melanie/background“ Jetzt bin ich die Unschuld“
..“Es ist doch traurig geworden wenn man hier Nachts steht
„Ja, is dunkel geworden, dat stimmt.“
„Echt dunkel geworden“
M. /leise“ gib einen aus, für ne Unschuld…
-..Ne, aber ich hätte da einen mit Netz…..“
„Und die die Sanierung vom Hafen, also das praktisch die ganzen Malocher vom Hafen irgendwann nicht mehr da waren, hat das viel ausgemacht?“
„Nö, das hat nich viel ausgemacht“
Melanie: „Kann man die Peperoni essen?“
„Die sind zu…., die sind in die Nachbarskneipen, z.b. Hein-Hoyer-Straße. Die, die laufen hier nicht rum, die laufen hier nicht rum.“

Bin 19 /Portier 2:00:09

„Ich denke mal, wenn ich von früher die alten Bilder so anguck, wie der Fischmarkt früher aussah- und eigentlich ging St.Pauli früher auch bis runter, bis zum Fischmarkt, mit den Dockschwalben, als die Schiffe da noch anfuhren, oder die LKW`s zumindestens. Und das hat…., hat das was ausgemacht das das auf einmal alles sozusagen über diese Erweiterung weggegangen is ?“
„Tja, das Leben, das Leben ist schneller geworden. Heute hängt…….hmmrr.. heute läuft doch gar keiner mehr rum. Wenn du heute einen vom Dampfer hast, die liegen da 3 Stunden oder 4 Stunden am Dampfer, da geht nicht einer raus und sagt hier: Ich mach jetzt hier ein los hier auf St. Pauli. Da haben die gar keine Zeit mehr für. Die sind im Terminal, im Containerhafen oder irgendwo. Man sieht hier manchmal ein oder zwei, z.b. Philippinos oder so, oder zu dritt. Die ham aber sowenig Kohle dabei, die können sich nicht hier n`en Bier nicht mehr leisten. Das geht nicht. Es geht einfach nicht.

Oder Familienväter z.b., die heute Existenzangst..Angst haben, mit allem drum und dran. Heute gehen da z.b. gelernte Handwerker bei den Verleihfirmen für 8 Euro fuffzig arbeiten.
So jetzt, ham, ham, hab ich z.b., ich bin auch gelernter Maler. Jetzt hab ich hier, als ich ehh ss aus der Lehre kam, hier im Anfang der 70er Jahre, hab ich das Geld, das Geld schon mehr gehabt. Wenn man dann, z.b. hier im Laden oder es gibt auch n`en anderen Laden da, 10, 11 Euro für n`en ganz normales Bierchen bezahlen soll. Das sind 22 Mark! Da überlegt sich – da werden die Taschen draußen umgedreht auf der Straße.“
„Das stimmt, das stimmt“
„Und so musst du das ehrlich sehen…..Okay wenn einer Sex haben will oder Atmosphäre haben will, dann ist der Laden hier wirklich klasse – ist ja auch bekannt….
Wenn die das alles umbauen und machen und tun- und dies alles noch…………“

Bin 20 45:21

Wie ist das Verhältnis eigentlich zu den anderen Leuten, die auch draußen stehen und den gleichen job machen? Ist da so…….
„Da war der Konkurrenzkampf teilweise früher auch noch größer. Okay, wenn irgendwas sein sollte, wir helfen uns, wir brauchen einmal pfeifen und dann kommt`n Kollege von der anderen Straßenseite rüber. ..Und da stehen natürlich auch vom Cult, vor der Disco stehen welche. So und wenn irgendwas passiert, dann sind wir die letzten die da nicht irgendwie mit reinspringen und helfen.“
„Ja, super. Danke“
„Alles klar“

Mikrostörung

Bin 21 /M., Bühne,Tanzschritte 1:34:05

Mikrogeräusche
Susie:“ Nö, du bist ein Biest“
„Sag mal Melanie, wenn du irgendwo Leute, z.b. du bist privat unterwegs, lernst irgendwo Leute kennen und erzählst denen dann irgendwann, dass du in n`er Stripteasebar arbeitest. Wie reagieren die da. Merkst du da, uuh, so`n Zurückzucken oder Interesse oder reagieren sie danach anders auf dich?“
„Nmmm, ja, also ich mach ja kein Deal daraus was ich mach, wo ich arbeite. Die Leute können damit eigentlich ganz gut umgehen, aber die stellen auch viele Fragen, weil das für diese einfach so, so is, das kennen die nich – und sind dann schon interessiert wie das den alles so von statten geht, nä. Was da so abgeht, stellen mir dann viele Fragen, meistens, ja“
„Und deine Mama und dein Papa?“
„Kommt mich doch einfach mal besuchen, dann seht ihr…….
„Und deine Mama und dein Papa?“
Also meine ganze Familie, alle von der Familie – die ist nicht klein – die wissen alle was ich mach. Und sie sind alle stolz auf mich, weil ich dazu stehe was ich tue.
Ja, weißt du, ich guck immer gerne in mein eigenes Spiegelbild und in meine Augen, ich belüg mich ungerne selber.“
Susie:“ So jetzt mach mal hinne“

 

Interview mit dem Geschäftsfüher von Koch&Devil&Heaven

September 5, 2014

Reeperbahn St.Pauli  Hamburg 2003 im Rahmen des Filmprojektes „Bella Bella Marie“
sweeties

Bin 01        44:05

„Wir hatten da gerade schon drüber gesprochen. An für sich, wenn man sich hier auf St. Pauli umguckt, man sieht viele leerstehende Läden, das Geschäft scheint nicht zu boomen, ist das bei ihnen, sozusagen in diesem Erotik-Kaufhaus auch der Fall oder eher andersrum?“
„Also wir sind seit Jahren und vor allem auch mit dem letztem Jahr zufrieden. Denn wir haben im Vergleich zu vielen Mitbewerbern auf der Reeperbahn bestimmt ein ganz anderes Konzept. Wir haben uns nach den Wünschen der Kunden gerichtet und nicht umgedreht. Der Kunde ist über die ganzen Jahre eigentlich in die Geschäfte gekommen weil er geil gewesen ist, ich sag das einfach mal so ganz platt. So hat natürlich auch die Branche draußen den Kunden wahrgenommen. Der Kunde kommt rein, möchte ne DVD oder ne……. (Anschluß /02)

Bin 02        56:21

….(Anschluß) VHS-Cassette und ich brauch da nicht zu beraten. Aber der Kunde ist Dank dem Internet aufgeklärt worden. Der Kunde verfügt heute über ein qualitatives wissen und er ist es leid sich über das eine oder andere Produkt, in Anführungsstrichen, einer minderwertigen Qualität vom Preis her, nicht überzeugen zu lassen, sondern der Kunde hat qualitativ schlechte Produkte zu überteuerten Preisen gekauft. Das merkt, oder hat der Handel gemerkt. Und wenn sie sich einfach mal auf der reeperbahn umgucken, dieser Mythos ist irgendwo zuende, das hängt aber nicht mit der Attraktivität der Reeperbahn zusammen, sondern das hängt einfach damit zusammen, dass der Kunde in diesem Bereich, ja eine ganz andere Einstellung bekommen hat und dann eben sagt: Ich gehe gerne auf die Reeperbahn und ich gehe gern heute in Erotik-Shops weil……

Bin 03        31:23

……….das Personal und außerdem den Einkauf teilweise verantwortlich. Ich habe den Mitarbeitern in Schulungen gesagt, sie haben eigentlich ein – als Verkäufer im Erotik-Bereich im familiären Kreis oder bei irgendwelchen Fragen „Was machst du vom Beruf?“ äh, sagen sie dann immer, ich bin Verkäufer in einem Erotikhaus oder in einem Erotik-Shop, oder Erotik-Fachgeschäft. Man kennt das aus dem Bekanntenkreis, alles dreht sich weg und sagt igittigitt, was ist das eigentlich. Und wir wissen alle……….

Bin 04        47:20

…und auch mit den Mitarbeitern darüber spricht, in den Geschäften und vor allen Dingen letztendlich auch mit den Kunden, haben sie mit den wichtigsten Beruf der Welt. Ich vergleich das immer so mit dem Frauenarzt, dem Gynäkologen oder auch dem Friseur. Und das kennen sie bestimmt auch aus eigener Erfahrung, äh wenn ich irgendwelche Probleme habe im sexuellen Bereich, dann frag ich den Gynäkologen oder die Frau fragt jetzt den Frauenarzt und der gibt ihr jetzt irgendwelche Tipps. Das besprech ich nicht mit meinem besten Kumpel oder vielleicht auch mal mit meiner besten Freundin – und dann kommt eben letztendlich der Friseur. Ich erzähle eigentlich dem Friseur wesentlich mehr wie meinem Freund oder meiner Frau. Über sexuelle Wünsche wird ja Zuhause überhaupt nicht gesprochen. Man macht es einfach so, so nach dem Motto: „Geh doch schon mal duschen……“

bin 05        37:16

………sensibilisiert werden für diesen kunden- passiert eigentlich folgendes, dass der Kunde, der zu uns kommt, ob jetzt Männlein oder Weiblein oder auch das Ehepaar oder die Freunde insgesamt, mal mit einer Clique. Sie sprechen eigentlich sehr, sehr schnell über ihre sexuellen Probleme in Anführungsstrichen , oder über ihre sexuellen Wünsche. Und wenn ich dann als Verkäufer das Feingespür habe und dieses auch weiterentwickle, ähm dann hören sie hier Geschichten, die könnten ohne weiteres in der Praline stehen, in der Wochenend oder in der Zeitschrift St. Pauli-Nachrichten.

Bin 06        56:07

„Glauben sie eigentlich das die Akzeptanz, also die die Experimentierfreudigkeit so bei Paaren größer geworden ist und auch ein neues Kundenklientel für sie bilden?“
„Sie sind ähm, das Experimentieren ist wesentlich größer geworden. Das liegt daran, äh die heran….., tschuldigung, die heranwachsende Generation ist…….ja freier geworden im Sexuellem. Das ist nicht mehr so diese Nachkriegsgeneration die die Bundesrepublik ähm, sehr stark gemacht hat, sondern der Verbraucher der heute zu uns kommt ist mündiger geworden äh, die jugendlichen gehen mit der Sexualität (Räuspern), tschuldigung, ganz anders um – und das ist das eben was wir tatsächlich feststellen. Der Kunde ist sexuell hungrig geworden im Bereich von Experimenten, im normalen Bereich. Ich klammere…….

Bin 07        24:04

ss. Diese schlimme Krankheit dazu beigetragen, dass der Kunde vorsichtiger geworden ist, aber er ist , glaub ich auch, in den letzten Jahren wieder leichtsinniger geworden. Ob das jetzt damit zu tun hat, dass er wieder ein bisschen mehr spielt (Telefonklingeln)… Aber ich glaube die Sicherheit der Partnerschaft spielt hier doch eine sehr große Rolle.  Tschuldigung, so was darf nicht passieren… Ja?
„Läuft“…….

Bin 08        1:29:13

„Ist in eurer Produktpalette, eigentlich auch so, dass sagen wir mal so, die Professionellen, die Leute, die Frauen, die im Bereich der sexuellen Dienstleistung  sozusagen ihren Job machen, sich zum Teil eindecken? Oder wie würden die Frauen, die z.b. im Telefonsex-Bereich arbeiten oder Life-Chats und da auch Service anbieten, wie würden die eigentlich dastehen ohne die ganzen hilfsmittel, die es z.b. auch in eurem Laden gibt?“
„ Ja also, ich glaube ich brauche im Callcenter oder in der Beratung der Telefonsexdienste keine hilfsmittel. Ich weiß nicht ob ihr das wisst wie das da abläuft. Das sind teilweise alles Bänder, sehr gut gemachte Bänder, da sitzen schon gar keine Damen mehr dahinter, sondern das macht alles die Technik heute. So hab ich`s mir sagen lassen. Und ich glaub das. Ähm, die Damen die lustvoll ihrem Beruf nachgehen, es ist ja richtig ein Beruf, ähm besorgen sich hier oder kaufen hier bestimmt auch den einen oder anderen Artikel. Ja und der Kunde, der insgesamt hier zu uns kommt, ist eigentlich angefangen vom aufsichtsratvorsitzenden, hin bis zum Arbeiter, der bei der Hamburger Müllabfuhr seinen dienst von morgens um acht bis Abends um 20 Uhr nachgeht und ähm ein grossteil von Touristen, also der riesengroße Bus vom Tegernsee, ähm, mit dem Kegelverein XY, die erst zu Mamma Mia gehen und anschließend………..

Bin 09 32:22

…….Produkte eigentlich her. Ist das so, dass die hauptsächlich vom europäischen Markt her produziert werden. Oder kommt ein Teil auch aus Amerika, oder wie, wie ist da sozusagen die Aufteilung?“
„Der größte Teil der Produkte kommt aus Südostasien. Ich schätze mal, das es heute, mittlerweile zwischen 40 und 45% sind, der Rest ist Amerika und äh europäische Produktionen.
Es ist aber sehr sehr schön wenn wir hier im Hamburger Hafen Besuch aus…………

Bin 10 20:01

„Gibt es eigentlich Probleme mit Raubkopien?“
„Ja, Raubkopien, da bin ich nun nicht der Fachmann in diesem Bereich, aber ich glaube Raubkopien ist heute, nicht nur bei uns, sondern insgesamt ein riesengroßes Thema.“
„Dann noch mal kurz auf eure Läden hier zu sprechen zu kommen……..“

Bin 11 1:05:01

……gibt es. Was sind eigentlich die Hits, die Highlights sozusagen, die Renner die verkauft werden?“
„Ja eines muss ich, eins muß ich, äh jetzt mal so reinwerfen, Läden ist immer etwas, was ich nicht gerne höre. Wir sind auch kein Erotik-Shop, sondern wir haben Erotik-Fachgeschäfte. Das ist das, was es eigentlich untermauern soll, an meiner aussage mit dem Arzt, dem Friseur und unserem Verkäufer. Das ist nicht böse gemeint, aber ich versuch auch hier bei den Kunden ab und zu das mal zu korrigieren und zu sagen, also wir sind kein Erotik-Shop, sondern wir sind ein Fachgeschäft, denn hier bei uns fehlt leider dieser riesige Vorhang vor der Tür und das, wenn du nachher rausgehst- und guck nachher einfach mal in unsere Schaufenster. Vielleicht mal alle Studenten, das sie das mal nebenbei gucken. Ich weiß ja, dass der film an der Uni gezeigt wird. Wir haben keine toten fliegen im Schaufenster, sondern unsere Schaufenster werden 2x pro Tag geputzt. Also wir legen da schon sehr sehr großen wert drauf.
Ich will nicht sagen, dass wir ein Schlachtereibetrieb……..

Bin 12 14:19

……….nicht unterschieben. Vor weihnachten war`n, ich hab gesagt, in Österreich war wieder ein Tal auf, da kamen zwei oder drei Reisebusse aus dem Stuwestal und die kaufen dann irgendwas was es da schwer zu besorgen gibt. Hamburg ist ne`Weltstadt.

Bin 13 44:07

Wirklich unterschiedlich, Toys spielen heute eine sehr, sehr große rolle, Filme selbstverständlich nach wie vor. DVD, VHS, gesamt durch`s Sortiment, alles das was der Gesetzesgeber natürlich erlaubt. Ähm, jede VHS, jede DVD wird bei uns geprüft, wegen Raubkopien, äh, denn es kann auch bestimmt mal passieren ,das der eine oder andere Großhändler, da nèn Paket bekommt mit n`er Raubkopie, man kann so was nie ausschließen. Wir achten dabei aber auch wirklich drauf, das es Originalprodukte sind. Ja und sonst geht`s über die Dessous-Abteilung in allen 5 Geschäften, es geht also bis Kondome, also alles was da ist, das läuft- oder lässt sich sehr gut verkaufen.

Bin 14 1:08:16

„Okay, sie meinten gerade 5 Geschäfte, das ist ja schon ne richtige, ähm, ähm Fachgeschäftskette dann sozusagen. Außer Sexy Devil, welche Läden gehören denn noch dazu?“
Es ist zweimal das Seventh Heaven auf der Reeperbahn, beim Spielbudenplatz 5 eine Filiale, dann H´am wir hier, wo wir gerade unten drehen, in der 88, das Sexy Devil, dann haben wir nebenan wieder das Seventh Heaven mit der Hausnummer 90, also Reeperbahn 90- und am ende der reeperbahn haben wir das Sexy Angel mit dem Dark-Side-Kino und oben mit der Hustler-Boutique, bzw. mit der Dark-Side-Boutique, wo wir uns auch sehr sehr schnell auf der Reeperbahn einen Namen gemacht haben.
„Gibt es da so ein finanzielles Sharing mit Hustler oder ist das sozusagen so, dass sie die Produktpalette aufgenommen haben?“
Nein, also wir haben für Europa das erste Hustler-Depot im Textilbereich. Das ist einmalig und da stoßen wir natürlich draußen beim Kunden auf sehr große Akzeptanz. Es handelt sich hier nicht um die Hustler DVD`s oder VHS, sondern es ist der reine Textil-Bereich von Hustler.
„Okay, der Kaffee wird kalt…….“

Bin 15 42:24

„Noch einmal, sozusagen ne Kernfrage, so was den Mythos St.Pauli angeht. St. Pauli, man denkt ja immer noch von früher, dieses Postkartenklischee von der Hafenstadt, von den Seeleuten, die sozusagen dann mit ihrem Seesack bepackt bei Grete in der Herbertstraße oder bei Susie die Nacht verbringen. Was ist davon noch übriggeblieben?“
Ja, nicht mehr viel. Ich bin 53, bin mit 18 Jahren noch im Starclub gewesen und hab, ja ein anderes St. Pauli kennengelernt. Man hat bestimmt auf der Reeperbahn bestimmt sehr, sehr viele Fehler…….

Bin 16 1:56:00

Hamburg ist das Tor zur Welt und irgend jemand hat mal gesagt.“ Wir müssen aufpassen, dass dieses Tor nicht zugeschlagen wird. Und das ist eben das was ich eben kritisiere – wenn sie durch Europa fahren und ich kenne Europa fast in- und auswendig, hören sie immer wieder Reeperbahn- und viele kommen nach Hamburg und wollen auf die Reeperbahn- und wenn sie sich den Spielbudenplatz angucken, dann muss man eigentlich mal fragen, was macht eigentlich die Stadt Hamburg, oder die freie und Hansestadt Hamburg. Ich will hier nicht politisch werden, aber die –frage geht halt an alle Parteien. Was machen sie denn für die Reeperbahn? Gar nix. Das sind hier, das ist hier die einzige Straße, nehm ich mal an, in der gesamten Bundesrepublik, die den Mythos zu Recht hatte, vielleicht auch heute noch hat. Aber hier gibt es keinen Kettenbetrieb, hier gibt es keine Gruppe Bonita, hier gibt es kein Joop. Gucken sie sich die Verarmung der deutschen Einkaufszentren an. Ob sie jetzt in Düsseldorf sind, sie sind in München oder sie sind in Hamburg. Sie finden irgendwo Minimal, sie finden Liedl, sie finden Joop, sie finden die und die Boutiquekette. Und äh, und hier hab ich noch die Abwechslung, da sollte die Stadt eigentlich mal dran denken, dass man bisschen was für die Reeperbahn tut in Zukunft, denn sonst ist es der Tourist auch irgendwann leid, hier auf der Reeperbahn das eine oder andere zu bestaunen und sagt „ Was hat´s mir eigentlich gebracht? – denn wir leben nach wie vor von der Mund zu Mund-Propaganda,

*nicht nur hier in den Fachgeschäften, sondern auch die Reeperbahn und ich habe für die Zukunft die Befürchtung, dass diese Mund-zu Mund-Propaganda ein bisschen schlechter wird und der Kunde, wie du es auch eingangs gesagt hast………

Bin 17 49:02

(Wiederholung, siehe oberer Text)
…….sagt, du brauchst gar nicht mehr über die Reeperbahn zu gehen, da sind vier Bauzäune auf der rechten Seite, ganz unten am Hamburger Berg liegt seit Wochen der Schutt irgendwo der Schutt auf der rechten seite- und das ist eben meine Kritik an der Reeperbahn, oder vor allen dingen auch an der Stadt Hamburg. Wir sollten einfach daran denken, wir sind das Tor der Welt, in Anführungsstrichen- und wir sollten aufpassen, das das Tor der Welt nicht irgendwann zugemacht wird und abgeschlossen wird. Tschuldigung….ähmm

Bin 18 1:10:08

……Zukunft, n`en Zukunftsausblick. Es gibt ja gerade auch was das Internet betrifft, tatsächlich schon firmen, die sozusagen, so äh technische Forschungsarbeit betreiben, was regulären Cybersex und Verdrahtung über`s Internet betrifft. Also so mit direkter Körperstimulation und Nervenstimulation. Glauben sie das das in die Richtung weitergehen wird?“
Glaub ich nicht. Wenn ich also an mich denke, das nimmt ja mit dem alter irgendwann ab, aber ich brauch immer noch das Natürliche und ich brauch irgendwas zum Anfassen – und es hat bestimmt Möglichkeiten, oder es gibt sie bestimmt in Amerika oder hat es gegeben – was man mir gesagt hat, es gibt einen PC wo oben eine künstliche Vagina drauf ist – nur ich frage mich, was bringt es eigentlich dem Kunden oben in den Bildschirm zu schauen und unten fängt der PC an zu wackeln.
Aber ich gehe, ich bin wirklich ein weltoffener Mensch, aber ich glaube solange es uns gelingt mit dem Kunden von Mensch zu Mensch umzugehen und ihn zu begeistern, glaube ich, werden wir, hier von der Firma Koch&Devil&Heaven, alles überleben.